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REVIEWS



Die fantastische Welt von Oz   (BLU-RAY)

Die fantastische Welt von Oz
    
Original: Oz - The Great and Powerful   (USA, 2013)
Laufzeit: 130 Min. (1080p)
Studio: Disney Studios
Regie: Sam Raimi
Darsteller: James Franco, Mila Kunis, Rachel Weisz, Michelle Williams, Zach Braff
Format: 2.40:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 7.1 Englisch DTS-HD-MA 5.1 Deutsch DD5.1 Tr
Untertitel: Deutsch, Englisch, Tr, Dänisch u.m.
Extras: 6 Featurettes, Bloopers, Trailer
Preis: ca. 25 €
Wertung: 1 / 1 / 2- (Bild/Ton/Extras)


"Tanz der Munchkins"

"Achten Sie nicht auf den Mann hinter dem Vorhang!" Auf diese grotesk alberne Weise versuchte der erstaunliche Zauberer von Oz in MGMs gleichnamigen Klassiker aus dem Jahr 1939 von der mechanischen Natur seiner "magischen Fähigkeiten" abzulenken. Doch wer ist dieser seltsame Mann eigentlich, der angeblich Wünsche erfüllen konnte, wie kam er nach Oz und warum hat er so immensen Stress mit einer grüngesichtigen Hexe, die auf ihrem Besen das absurde Wunderland von Oz unsicher macht?
Dieser Frage geht ausgerechnet Regisseur Sam Raimi in "Die fantastische Welt von Oz" nach. Obwohl der Film kein offizielles Prequel zum Musical-Klassiker "Der Zauberer von Oz" ist - Warner Bros. besitzt hier die Rechte für diese filmische Inkarnation - bietet Disneys Reise in die Welt von Oz eine Basis für das von MGM ursprünglich auf die Leinwand gebrachte Universum.
Wieder einmal beginnt alles in Kansas: der arme Sideshow-Zauberer Oscar (James Franco) hat Probleme. Als mittelloser Schwerenöter und Frauenaufreißer in einem fahrenden Zirkus geht weder sein Liebesleben noch seine Karriere irgendwohin. Auf der Flucht vor einem gehörnten Muskelprotz rettet sich Oscar in einen Ballon, der von einem nahenden Sturm weggerissen wird. Nach einer wilden Achterbahnfahrt in luftiger Höhe und einer Bruchlandung de Luxe befindet sich Oscar plötzlich in einer anderen Welt, die von merkwürdigen Fabelkreaturen bewohnt wird. Als großer Erlöser wird Oscar - kurz "Os" genannt - von der hübschen Hexe Theodora (Mila Kunis) empfangen und für eine fiese Aufgabe rekrutiert: gemeinsam mit ihrer Schwester Evanora (Rachel Weisz) behütet Theodora die Smaragd-Stadt vor ihrer bösen, zweiten Schwester Glinda (Michelle Williams), die das Land mittels ihrer fliegenden Paviane terrorisiert. Mit Aussicht auf den Thron und die prall gefüllte Schatzkammer der Stadt macht sich der vermeintliche Zauberer ans Werk, um Oz von der drohenden Schreckensherrschaft der bösen Hexe zu retten. Auf seiner Hexenjagd muss Oscar jedoch schnell feststellen, dass ihm entscheidende Informationen vorenthalten wurden.
Sam Raimi schnappt sich den Mythos von Oz und schafft es tatsächlich seinen eigenen Stil und auch etwas Düsternis in diese grellbunte Familienunterhaltung zu bringen. Ganz klar stehen in "Die fantastische Welt von Oz" aber zwei Dinge im Vordergrund: das aufwendige Produktionsdesign und die damit verbundene 3D-Inszenierung. Raimis "Oz" ist tatsächlich einer der seltenen Fälle, bei denen 3D ein integraler Bestandteil für die Filmerfahrung ist: wie Oscar wird der Zuschauer förmlich in die Welt von Oz hineingezogen und bleibt mit staunenden Augen an der zuckersüßen Reizüberflutung kleben. In 2D kann der Film einfach nur verlieren. Allein die Sturm- und Absturzsequenz sind in 3D derart mitreißend, dass man wirklich an ein Achterbahnerlebnis herankommt. Aber auch die restliche Welt von Oz bekommt eine atemberaubende Tiefenwirkung, die einem in 2D einfach versagt bleibt.
Leider setzt Raimis Abstecher in die klassische Familienunterhaltung aber auch zu sehr auf die Vorkenntnis der "Oz"-Mythen und lässt dem tragischen Trio der Hexenschwestern einfach zu wenig Zeit, um den Zuschauer bei ihren heftigen emotionalen Wendungen mitzunehmen. Raimi beschränkt sich erzählerisch nur auf das Notwendigste, um möglichst schnell bei den üblichen Klischees zu landen. Immerhin darf sich Oscar (James Franco gibt hier einen eleganten Nachwuchs-Bruce-Campbell, der sich übrigens auch per Cameo nach Oz verirrt hat!) tatsächlich doch noch zu einem Helden wider Willen entwickeln. Dies unterstreicht auch eine interessante Erkenntnis: die Ähnlichkeiten von Motiven und Handlungen in "Die fantastische Welt von Oz" und Sam Raimis "Armee der Finsternis" sind einfach nicht zu übersehen. Einen interessanten Videovergleich dazu gibt es hier.

BILD

Die fantastische Welt von Oz

Das anamorphe Widescreenbild (2.40:1) von "Die fantastische Welt von Oz" besteht natürlich zumeist aus der Kunstwelt aus dem Rechner und sieht entsprechend brillant und im wahrsten Sinne des Wortes fantastisch aus. Schärfe und Kontrast sind durchgängig sehr gut und liefern ein surreal detailreiches Bild. Dazu kommen grelle Farben, die sich mit ihrem strahlenden Glanz in allen Variationen fast Technicolor-mäßig entfalten können. Der Schwarzlevel bleibt dabei durchgängig tief wie detailreich.
Die 3D-Präsentation ist schließlich das, was das Set zu einem Pflichtkauf macht. Nicht nur das Doppelkonturen so gut wie kaum vorkommen, der gesamte Film bietet eine dauerhafte Tiefenwirkung, die die Welt von Oz eben richtig lebendig werden lässt. Dazu kommen einzelne Sequenzen, die einem wirklich die Schuhe ausziehen: die Sturmsequenz einschließlich des Farb- und Widescreenübergangs sowie die anschließende Wildwasserfahrt in Oz sind einfach grandioses Demomaterial. Wer sich wirklich fragt, was 3D überhaupt soll und wie man dies überhaupt sinnvoll einsetzen kann, der bekommt mit "Die fantastische Welt von Oz" eine knallige Antwort geliefert. Sehr gut!

TON

Die fantastische Welt von Oz

Der DTS-HD-MA 7.1 Track zieht ebenfalls alle Register und beweist, wie großartig man den Kinosound in den eigenen vier Wänden realisieren kann. Die Sturmsequenz ist absolutes Demomaterial für jedes Heimkino: der Tiefbass liefert der Naturgewalt den nötigen Abrissfaktor, der jede Couch locker zum Beben bringt. Dazu schwirrt alles in der Soundstage umher, dass es nur so eine Freude ist. Überhaupt wird viel Wert auf die korrekte Verortung von Sounds gelegt, wobei die fliegenden Paviane für einige zuckende Momente sorgen dürften. Ansonsten liegen die Dialoge sicher und klar verständlich im Centerkanal, während sich die Musik voluminös in der gesamten Soundstage ausbreitet, ohne aber Geräusche oder Dialoge zu unterminieren. Ein grandioser Track, dessen Abmischung moderne Anlagen voll ausnutzt. Sehr gut.

EXTRAS

Erstaunlicherweise hat sich Disney bei den Extras etwas zurückgenommen und liefert eine gute Sammlung an verschiedenen "Making of"-Clips, die sich auf der regulären Blu-ray (der zweiten Disc des 3D Sets) befinden. Eine Featurette geht dabei auch auf die bewegte Geschichte von "Oz" mit dem Haus der Maus ein. Walt Disney selbst hatte schon ein Auge auf die originalen Geschichten geworfen, bei denen ihm MGM aber schließlich zuvorkam. Auch spätere Versuche, die Welt von Oz umzusetzen, scheiterten eher kläglich: ein TV-Special und der Kinofilm "Return to Oz" konnten die Zuschauer nicht so richtig begeistern. Erst Sam Raimi übernahm schließlich mit dem vorliegenden Film den gewagten Sprung ins Zauberland, so wie ihn sich einst Walt Disney selbst vorgestellt haben musste.
In fünf weiteren Featurettes gibt es persönliche Eindrücke von Star James Franco am Set zu sehen, die Entstehung des Porzellanpuppenmädchens, das aufwendige Produktionsdesign, die Entstehung der Musik von Danny Elfman sowie Mila Kunis Verwandlung in die böse Hexe des Westens.
Ebenfalls vorhanden ist auch Trailer sowie ein mäßiges Gag-Reel der Produktion.

FAZIT

3D im Heimkino hat eine neue Referenz: "Die fantastische Welt von Oz" ist brillantes Demomaterial für jegliche 3D-Variante in den eigenen vier Wänden und für alle, die sich fragen: "Wozu überhaupt 3D?". Sam Raimi verbaut in dem Ausstattungs- und CGI-Dauerfeuer zudem eine herzensgute Geschichte, die zwar nicht über die eigenen Klischees hinauswächst, aber auch nicht in ihnen ertrinkt. Kaum kitschiges Kirmeskino mit Herz für die ganze Familie von dem Mann, der den Teufeln das Tanzen beibrachte. Eine Sensation - auch in der technischen Präsentation auf 3D Blu-ray.



Kay Pinno