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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Get the Gringo   (BLU-RAY)

Get the Gringo
    
Original: Get the Gringo   (USA, 2012)
Laufzeit: 96 Min. (1080p)
Studio: Concorde
Regie: Adrian Grünberg
Darsteller: Mel Gibson, Kevin Hernandez, Jesús Ochoa, Dolores Heredia, Peter Stormare u.a.
Format: 2.40:1 Widescreen 16:9
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Making of, Interviews, B-Roll u.m.
Preis: ca. 18 €
Wertung: 2 / 2 / 2 (Bild/Ton/Extras)


"Mad Mex"

Der irre Mel ist endlich wieder da! Nach langer Leinwand-Abstinenz erfreut Mel Gibson in "Get the Gringo" wieder vor der Kamera mit einer Performance, die er schon einmal großartig meistern konnte: in Brian Helgelands "Payback" spielte Gibson bereits einen sturen wie kompromisslosen Gangster, der einfach nur mit seinem Boss abrechnen will. Dabei rollt er zynisch unaufhaltbar durch die Unterwelt und tritt dabei zu vielen Schurken nicht nur auf die Zehen.

Nicht ganz so gut sieht es hier für seinen namenlosen "Gringo" aus: mit einer Millionen-Beute kracht der Fluchtfahrer förmlich durch die mexikanische Grenze und landet in Tijuana im Knast "El Pueblo" - freilich erst nachdem ihn die korrupten Grenzer von seinem Zaster befreit haben, um ihn in die eigene Tasche zu stecken. Das mexikanische Knastleben ist auch für den erfahrenen Knacki ein Novum: eine Art heruntergekommenes Slum-Viertel ohne Zellen, in denen die Insassen eine eigene Gesellschaft etabliert haben. Alles wird natürlich von einem Obergangster (Daniel Giménez Cacho) kontrolliert, der sowohl das gesamte Wachpersonal als auch den Gefängnisdirektor in der Tasche hat. In diesem Höllenloch wird das Überleben für den Gringo auch nicht leichter als der von ihm beklaute Gangsterboss (Peter Stormare) spitz bekommt, wo sich der Mann mit seinen Millionen befindet.

Kompromisslos schwarzhumorig donnert Regiedebütant Adrian Grünberg, der bereits bei "Apocalypto" mit Mel Gibson zusammenarbeiten konnte, seine düstere Knastgeschichte vor den Latz, ohne dabei aber eine plausible emotionale Basis zu vergessen. Diese liefert ein zehnjähriger Junge (Kevin Hernandez), der im Knast leben muss, weil seine Mutter wegen Drogenhandels 15 Jahre absitzen muss. Als der forsche Bengel auf den "Gringo" trifft ist klar, dass sich hier ein besonderes "Vater-Sohn-Gespann" gefunden hat, dem man möglichst nicht nachts auf der Straße begegnen sollte - oder überhaupt. Doch diese spezielle Knastfreundschaft gerät schnell unter Feuer, denn hinter dem Knaben ist der kriminelle Knastboss ebenfalls her.
Grünberg und Gibson haben sich ein Ziel klar gesteckt: das irrsinnige Treiben und die absurd verkommene Welt von Mexikos kriminellen Verwahranstalten im Rahmen einer schwarzhumorigen Thrillerhandlung auszuschlachten. Weitaus ruhiger als der Trailer vermuten lässt nimmt sich "Get the Gringo" Zeit, um den Zuschauer auf Augenhöhe mit Gibsons namenloser Figur in die krude Welt von "El Pueblo" eintauchen zu lassen. Erst im letzten Drittel nimmt die eigentliche Thrillerhandlung wieder an Fahrt auf und sorgt für ein paar erstaunlich absurde wie gewaltätige Momente. Actionfans müssen ihre Erwartungen deshalb hier etwas herunterschrauben. Dafür bekommt man eine irres Setting und Typen wie aus einem Cohen-Brüder-Film auf mexikanischen Steroiden präsentiert. Exzellenté!

BILD

Get the Gringo

Die Vorlage des anaoprhen Transfers (2.40:1) ist absolut hervorragend und zeigt die schrecklichen Zustände vor Ort in brillanter Qualität. Absichtlich etwas grobkörniger fotografiert zeigt das Bilkd eine gute Schärfe und sehr guten Kontrast. Die Körnigkeit des Bildes fällt dabei sehr unterschiedlich aus, wenngleich eine gewisse Grundkörnigkeit dauerhaft vorhanden ist, was dem Film wie seinem Setting einen leicht abgelederten Charme verleiht. Die Farben sind kräftig aber immer noch natürlich ohne künstlich überbetont zu sein. Insgesamt neigt die Farbpalette des Films eher zu Braun- und Gelbtönen. Der Schwarzlevel ist sehr tief und detailreich. Details werden nicht verschluckt. Die Kompression ist unsichtbar. Gut.

TON

Get the Gringo

Der DTS-HD-5.1 Track leistet sehr gute Arbeit: die wenigen Actionszenen sind sehr gut aufgelöst, während besonders die ambiente Soundkulisse des mexikanischen Gefängnis sehr gut ausgesteueert ist. Ständig sind Umgebgungsgeräusche und digetische Musik räumlich wahrnehmbar und bewegen sich in der Soundstage. Die Dialoge sind dabei fest und deutlich verständlich im Centerkanal positioniert. Die deutsche Synchronisation ist dabei gut gelungen, wobei die Hälfte des Films Spanisch gesprochen wird. Diese Passagen sind natürlich mit Untertiteln versehen. Erst zum Schluss hat sich leider eine deutliche "Umsynchronisation" eingeschlichen, die dem deutschen Verleih wohl zu schwierig für die deutsche Umsetzung war: bei einem Telefonat gibt sich Gibson im Original als Clint Eastwood aus und imitiert dessen Stimme, während die deutsche Synchronisation ohne Stimmenimmitation von Donald Trump (!) spricht. Schad.e Der reguläre Soundtrack fügt sich währenddessen homogen in die restliche Klangkulisse ein. Aussetzer, Übersteuerungen oder andere Beeinträchtigungen konnten nicht festgestellt werden. Gut.

EXTRAS

Concorde spendiert "Get the Gringo" auf Blu-ray die übliche Begleitung an Standard-Extras: das 18-minütige "Making of" ist ein solider Überblick über die Entstehungsgeschichte, wie Gibson mit zwei seiner Kollaborateure die Idee in Drehbuchform brachte bis zum Dreh in einem echten mexikanischen Knast und der Auswahl der erstaunlichen Darsteller-Riege.
Separat gibt es noch drei Einzelinterviews (jeweils ca. 10 Min.) mit Mel Gibson, Kinderdarsteller Kevin Hernandez und Regisseur Adrian Grünberg zu sehen. Hier gibt es eigentlich nichts besonderes zu hören. Klassische EPK-Interviews ohne größere Substanz.
Zwei Video-Extras zeigen noch unkommentierte Aufnahmen vom Dreh am Set und zu bestimmten Szenen, bei denen sich der Zuschauer als reiner Beobachter des Geschehens fühlen darf.
Abschließend sind ebenfalls noch zwei Trailer vorhanden.

FAZIT

Mad Mel lässt es in Tijuana krachen - und zwar im Knast! "Get the Gringo" lässt die schmierige Verschwitzheit, die dreckige Gewalt und Skrupellosigkeit sowie tiefschwarzen Humor im Stil von Peckinpahs "Bring mir den Kopf von Alfredo Garcia" neu auferstehen.
Die Blu-ray aus dem Hause Concorde zaubert ein großartiges Bild des dreckigen, mexanischen Knasts samt exzellenten Ton. Dazu gibt es noch eine solides Paket an Extras, das die Kaufentscheidung kriminell vereinfacht.



Kay Pinno