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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Armee der Finsternis - Ultimate Edition   (BLU-RAY)

Armee der Finsternis - Ultimate Edition
    
Original: Army of Darkness   (USA, 1992)
Laufzeit: 81 Min. / 96 Min.
Studio: Koch Media
Regie: Sam Raimi
Darsteller: Bruce Campbell, Embeth Davidtz, Marcus Gilbert, Ian Abercrombie u.a.
Format: 1.85:1 Widescreen (16:9)
Ton: DTS-HD-MA 5.1 Englisch DD2.0 Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Audiokommentar, verschiedene Fassungen, Making of, Interviews u.m.
Preis: ca. 40 €
Wertung: 2 / 2 / 1- (Bild/Ton/Extras)


"Tanz der Skelette"

Sam Raimis „Evil Dead“-Trilogie gehört sicherlich zu den am meisten (wieder)veröffentlichten Titeln des DVD-Zeitalters. Immer wieder auf’s neue wurden Extras, aufwendigere Verpackungen und aberwitzige Marketing-Titel (Favorit „Boomstick Edition“) produziert. Besonders „Armee der Finsternis“ erschien sich dabei auf DVD immer größerer Beliebtheit zu erfreuen, während die eigentliche Kinoauswertung anno 1993/94 eher einer Geistervorstellung glich. Nicht nur die drastisch unterschiedlichen Schnittfassungen (mehr dazu später), genial ahnungslose Marketing-Versuche (deutscher Trailer Spruch „Sie leben, sie atmen … Sie nerven!“) und nicht zuletzt ein gänzlich fehlender Horror-Akzent ließen Sam Raimis „Armee der Finsternis“ grandiosen Schiffbruch erleiden. Die wunderbare Comedy-Hommage an das Stop-Motion-Kino von Ray Harryhausen sauste mitten in eine Zeit der aufkeimenden CGI-Spektakel und eher genereller Abstinenz des phantastischen Kinos.
Aber spulen wir einmal zurück in das Jahr 1993, in dem der Autor dieser Zeilen erstmalig mit „Armee der Finsternis“ konfrontiert wurde: in einem unglaublichen Film-Marathon im altehrwürdigen Tuschinsky-Kino in Amsterdam (u.a. mit Premieren von „Candyman“ und John Woos „Hard Boiled“) lief damals die komplette Erst-Schnittfassung von „Armee der Finsternis“ einschließlich des im Dunklen von Ash erzählten Vorspanns und dem richtigen, apokalyptischen Ende!
Die Erwartungen an die zweite Fortsetzung des „Evil Dead“-Reigens waren enorm. Nach „Tanz der Teufel 2 – Jetzt wird noch mehr getanzt“ konnte man sich kaum vorstellen, wie diese perfekte Mischung aus wildem Splatter und wahrlich irrer Horror-Comedy noch weiter auf die Spitze getrieben werden konnte. In Kürze: sie konnte es nicht!
Die langen Gesichter nach der „Armee der Finsternis“-Premiere waren zahlreich. Zu zahm, zu albern und im besten Falle eine solide Hommage an das Harryhausen-Kino und natürlich ein Bruce Campbell in Höchstform wollten irgendwie nicht so ganz überzeugen. Von echtem Horror gab es keine Spur. Zu anders schien die Erwartung der Horror-Fangemeinde an einen „Evil Dead 3“-Film gewesen zu sein, von dem Raimi ja selbst behauptet, ihn eigentlich nie wirklich gemacht zu haben. Und wer genau beim Vorspann aufgepasst hat, bekam dort schließlich auch nur zu lesen „Bruce Campbell vs. Army of Darkness“ – was den Film eigentlich zu eine Art Vorläufer zu „My Name is Bruce“ werden lässt.
Mit der Zeit wurden die Fans jünger und auch wohlwollender, da Raimis Mittelalter-Spektakel auf ein Publikum stieß, das den Film losgelöst von seinen Vorgängern betrachten konnte: Nach einem dramatischen Kurzurlaub in einer Waldhütte landet der arme Ash (Bruce „Don’t call me Ash“ Campbell) ohne Freundin aber dafür mit einer Kettensäge als Hand und mit einem Remington-Repetier-Gewehr in der anderen im Mittelalter. Ursprünglich verfolgt von Dämonen, die ihren Ursprung in diesem Landstrich hatten, plumpst er mitten in die Fehde zwischen zwei Königreichen, die ebenfalls unter dem Fluch der Untoten zu leiden haben. Als vermeintlichen Retter schickt ihn der örtliche Mystiker und Zauselbart zu einem alten Friedhof, wo Ash das Necronomicon, das sagenumwobene Buch der Toten, finden soll, um mit dessen Hilfe die untote Invasion zu stoppen. Eine schlechte Idee, denn der Trottel aus dem Mittelwesten erweckt stattdessen den titelgebenden Militärzug aus dem Jenseits. Es folgt ein echter Knochenjob für die verbliebene Kriegerschar und Ash, der sogar gegen eine untote Evil-Variante seiner selbst antreten muss.
„Armee der Finsternis“ ist eine absolute One-Man-Show von Bruce Campbell, der hier außerdem von fleißigen Nebendarstellern umgeben ist, die dem irren Treiben eine solide Basis verleihen und dadurch Ashs Possen noch lustiger werden lässt. Da der ursprüngliche Produzent Universal wohl irgendwie mit von Raimi abgelieferten Endergebnis zufrieden schien, wurden nachträglich höchst unterschiedliche Schnittfassungen von „Armee der Finsternis“ angefertigt und ein komplett neues Ende nachgedreht, um den eigenen kommerziellen Anforderungen gerecht zu werden. Insgesamt sechs verschiedene Fassungen, die sich in Tempo und Chronologie drastisch unterscheiden sowie teilweise alternatives Dialogmaterial bieten, sind weltweit mit einem Zeitunterschied von bis zu 20 Minuten unterwegs, die einen noch lockereren Eindruck vermitteln wollen. Erstmals hat Koch Media alle relevanten Fassungen in seiner Ultimate Edition zusammengetragen.

BILD

Armee der Finsternis - Ultimate Edition

"Armee der Finsternis" hat bezüglich seiner Bildtransfere eine bewegte Geschichte. Der Director's Cut stammte lange Zeit nur von einem matschigen Interpositiv, das selbst für DVD-Verhältnisse schwach war. Die verschiedenen Fassungen des Films wurden natürlich von unterschiedlichen Quellen transferiert. Erstaunlicherweise fallen dabei die Unterschiede gar nicht zu groß aus. Selbst die TV-Fassung, die sich auf der Bonus-DVD befindet, bietet einen anständigen 4:3 Transfer, der von einem Telecine-Master zu stammen scheint. Die Hauptattraktion ist allerdings der Director’s Cut, der wie die originale Kinofassung in HD auf Blu-ray vorliegt. Bisher gab es die Langfassung von „Armee der Finsternis“ nur auf relativ schäbigen Transferen eines abgenutzten Interpositivs. Einzig eine chinesische DVD von MGM bot den Director’s Cut in anständiger Qualität. Der neue HD-Transfer wurde anscheinend ebenfalls aus dieser Quelle bedient. Die Vorlage zeigt hier immer noch einige analoge Rückstände und Verunreinigungen, die aber kaum störend auffallen. Das Filmkorn ist in normalem Umfang vorhanden. Dazu bietet der Transfer eine gute Detailtiefe und Gesamtschärfe. Dennoch zeigen die zusätzlichen Szenen der Langfassung oft eine schwächere Qualität, die aber nicht zu drastisch abfällt, aber dennoch bemerkbar ist. Die Farben sind insgesamt kräftig aber nicht überbetont. Der Schwarzlevel ist durchgängig tief und sehr detailreich. Die Kompression ist nicht bemerkbar. Der filmische Charakter von „Armee der Finsternis“ bleibt erhalten.

TON

Armee der Finsternis - Ultimate Edition

UPDATE: Anscheinend wurde bei der Menü-Führung der Scheibe ein wenig geschludert. Auf der Blu-ray des Director's Cuts existiert tatsächlich auch der englische DTS-HD-MA 5.1 Track, der allerdings nicht über das Menü der Disc auswählbar ist! Hier gibt es nur die Auswahl zwischen Deutsch und Englisch (beide DD2.0 Tracks). Die vierte Tonspur ist aber über das reguläre Tonspur-Menü eures Players auswählbar. Der DTS-HD-MA 5.1 Track bietet natürlich wesentlich mehr Dynamik und ein weitaus bessrees Surroundvergnügen als der DD2.0 Track. Hier kann also auch die Note Gut vergeben werden!

Erstaunlicherweise liegt der Ton beim Directors Cut nur in einem DD2.0 Format vor, so dass hier nur eine kleine Surroundoption zur Verfügung steht. Der Track selbst ist sehr solide und betont stark die gelungene musikalische Untermalung von Joe LoDuca. Die besonders geschickt eingesetzten Soundeffekte, z.B. in der alten Mühle, kommen aber auch gut zur Geltung und lassen ein räumliches Hörgefühl entstehen. Die Dialoge sitzen sicher und klar verständlich im Centerkanal. Störende Überlappungen oder Aussetzer konnten nicht festgestellt werden. Ein solider Standard-2.0-Surround Track, der aber keine großen Aha-Effekte abschießen kann.

EXTRAS

Koch Media hat für seine Ultimate Edition von „Armee der Finsternis“ einiges aber nicht alles an Extras zum Film zusammengetragen. Dennoch dürften hiermit alle Anforderungen an Behind-The-Scenes Informationen zum Film erschöpft sein und vor allem sind alle wesentlichen Fassungen des Films hier zu finden.
Den Directors Cut begleitet der bekannte Audiokommentar mit Regisseur Sam Raimi, Co-Autor Ivan Raimi und natürlich Bruce Campbell. Das Trio Infernale zieht natürlich ordentlich vom Leisten und wird unterwegs nicht müde, zahlreiche Off-Set Anekdoten und natürlich Beschwerden über die schwierige Post-Produktion und Marketing-Situation des Films loszuwerden. Ein Klassiker, den Fans auf keinen Fall verpassen sollten. Dazu befinden sich noch einige Trailer zum Film auf der Scheibe.
Auf der Bonus-DVD befindet sich die seltene TV-Fassung von „Armee der Finsternis“, die allerdings auch nur auf Englisch und mit deutschen Untertiteln vorliegt. Hier sind jedoch einige längere Passagen erstmals in guter Qualität zu sehen, einschließlich der originalen Mühlensequenz, der Rekrutierung von Henry the Red und der längeren Anfangsbegegnung mit König Arthur.
Den Featurette-Reigen eröffnet die wundervolle Dokumentation „Creating the Deadites“ (ca. 25 Min.) in der die Spezialeffekt Legenden Howard Berger und Greg Nicotero nicht nur zahlreichen Informationen teilen, sondern auch mal wieder das private Video-Archiv geöffnet haben. So gibt es hier zahlreiche, bisher nie gesehene Aufnahmen von den Arbeiten am Set und im Shop von KNB-Effects zu sehen.
Dazu kommen noch drei kurze Vintage-Featurettes (jeweils ca. 5 Min.) die eher Promo-Charakter haben und ein INterview mit Sam Raimi und ein paar Behind the Scenes Aufnahmen zeigen.
Auch die weiteren geschnittenen Szenen des Films, die in keiner der vorliegenden Fassungen enthalten sind, kann man sich hier optional mit Kommentar von Bruce Campbell und Sam Raimi ansehen. Neben dem etwas düsterer gestalteten Original-Anfang lässt sich hier auch der komplette Beginn der Mühlensequenz finden. Diese Szene ist ein Paradebeispiel dafür, wie eine ursprünglich geplante Sequenz vom Timing einfach nicht stimmt und viel zu lang ist, obwohl die Idee dazu gut ist. Die notwendige Kürzung der Szene, wie sie schließlich im Film zu sehen ist, tut dem Film zwar gut, aber macht den entscheidenden Pay-Off selbst im Director's Cut zunichte. Es wird dabei einfach nicht wirklich klar, warum Ash gegen den Spiegel in der Mühle rennt, außer dass er eben ein echter Vollpfosten ist.
Zusätzlich gibt es noch ein paar Trailer und einen kleinen "Evil Dead Tribute"-Animationsfilm zu sehen.

FAZIT

Koch Media liefert mit der Ultimate Edition von "Armee der Finsternis" einen lang gehegten Traum der "Evil Dead"-Fans ab: endlich sind alle Fassungen mit allen Extras von "Armee der Finsternis" auf Blu-ray und DVD in einem Paket erhältlich. Dazu stimmt auch noch die Bildqualität der unterschiedlichen Versionen: Wir sagen GROOVY!



Kay Pinno