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DVDrome - das Blu-Ray und DVD Online-Magazin

REVIEWS



Für eine Handvoll Dollar HD   (BLU-RAY)

Für eine Handvoll Dollar HD
    
Original: Per un pugno di dollari   (Italien, 1964)
Laufzeit: 100 Minuten (1080p)
Studio: Tobis / Universum
Regie: Sergio Leone
Darsteller: Clint Eastwood, Gian Maria Volonté, Marianne Koch, Wolfgang Lukschy, Mario Brega u.v.a.
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD5.1 Englisch DD-Mono Deutsch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Extras: Kommentar, Interviews, TV-Prolog u.m.
Preis: ca. 13 €
Wertung: 2-/ 3+/ 1- (Bild/Ton/Extras)


"Eine Abrechnung in Staub und Blei"

“Ziel' auf’s Herz”, mahnt der namenlose Pistolero alias Joe (Clint Eastwood) seinen Gegner im Finale von “Für eine Handvoll Dollar”. Ein Ausruf, den Leone sicherlich bei der Verwirklichung seines Traums, endlich im Jahr 1964 einen Western drehen zu können, wörtlich genommen hat. Mit viel Herzblut und wenig Geld hat er eine überstilisierte wie zynisch düstere Westernwelt erschaffen, die wohl eher den Realitäten der damaligen (und heutigen) Zeit entspricht als dem aufpolierten Mythos der gelackten US-Western, die zu Beginn der 60-er Jahre stark in der Publikumsgunst verloren. Zudem bediente Leone gleichzeitig den nach mehr Western schreienden europäischen Markt als auch den Wunsch der Zuschauer, etwas Neues aus dem alten Genre herauszuholen. Im Handstreich kreierte er mit “Für eine Handvoll Dollar” das Subgenre des Italo- /Spaghetti-Western, das sich ganz deutlich von den bisherigen amerikanischen Vorbildern abhob. Das lag allein schon daran, dass der Plot des Films komplett von Akira Kurosawas “Yojimbo” geklaut wurde - ein Trick, den John Sturges schon erfolgreich bei “Die glorreichen Sieben” mit Kurosawas “Die sieben Samurai” durchgezogen hatte. Ein namenloser Fremder (Clint Eastwood wird im Film aber wenigstens an einer Stelle mit “Joe” angesprochen!) kommt in das Grenzstädtchen San Miguel, das von zwei Banden beherrscht wird, während die im Film kaum auftauchende weil schon größtenteils ermordete Normalbevölkerung gelitten hat. Die amerikanischen Baxters sind den mexikanischen Rojos aber Spinnefeind, weshalb blaue Bohnen zum Hauptgericht in San Miguel avanciert sind. Der Fremde hat die Lage im Ort aber schnell durchschaut und beginnt ein tödliches weil doppeltes Spiel mit den Gangsterbanden. Er verdingt sich für blutige Dollars auf beiden Seiten des Grabenkriegs, um beide Parteien gegeneinander auszuspielen. Doch Ramon (Gian Maria Volonté), der sadistische Anführer der Rojos, wittert schon bald die von Eastwood angezündete Dynamitstange in seinem Hintern. Die ausgeklügelte Bildchoreographie aus markanten Gesichtern, das staubig dreckige Ambiente, Ennio Morricones einprägsame Musik und Clint Eastwoods einsilbiger Antiheld haben “Für eine Handvoll Dollar” zu einem Meilenstein nicht nur des Westerns sondern des Actionkinos im Allgemeinen gemacht. Der Rest ist, wie man so schon sagt, (Film-)Geschichte. Der durchschlagende Erfolg des Films machte Clint Eastwood international zum Star und legte auch den Grundstein zu Leones großer Karriere. Im Vergleich zu seinen späteren Filmen bleibt “Für eine Handvoll Dollar” aber eine etwas staubige wie krude Angelegenheit. Alle wichtige Zutaten sind hier zwar schon vorhanden, aber es fehlt eben noch der Feinschliff und vor allem das Budget. Insofern ist der Auftakt zur Dollar-Trilogie tatsächlich das ultimative Monument für alle Italowestern.

BILD

Für eine Handvoll Dollar HD

Der neu restaurierte anamorphe Widescreentransfer von "Für eine Handvoll Dollar" kann sich wahrlich sehen lassen: aus dem alten Material wurde noch einmal alles herausgeholt und lässt den Urvater des Italowestern in neuem Glanz erstrahlen: mit einer ordentlichen Portion Filmkorn bleibt auch der Filmlook gut erhalten und relativiert die leicht schwankende aber insgesamt gute Schärfe des Materials. Kontrast und Farben halten ebenfalls gut mit, aber können sich auch nicht ganz von leichten Schwankungen frei machen. Am meisten profitiert der Schwarzlevel von dem neuen Transfer, der hier richtig gelungen und mit viel Detail versehen ist. Zusätzlich wurde auch ein Fehler des alten DVD-Transfers korrigiert, bei die eigentlich nachts spielende Szene auf dem Friedhof fälschlicherweise von dem eingesetzten Dunkel-Filter befreit wurde. Die Kompression bleibt stabil und unsichtbar. Eine deutliche Steigerung gegenüber der alten DVD. Gut.

TON

Für eine Handvoll Dollar HD

Tontechnisch wurde die bereits auf der DVD vorhandenen Tracks entsprechend des Blu-ray-Formats auf DTS-HD-2.0 aufgeblasen, was an der eigentlichen Qualität wenig verändert. Dennoch wurde das Material auch hier noch einmal leicht nachbearbeitet. Der deutsche Monoton wurde ordentlich aufgeräumt und klingt rauschfrei sehr ordentlich. Soundkulisse und Dialoge vermischen sich recht homogen, während auch die Musik fast ein wenig dynamisch klingt. Surroundaktivität ist bei diesem Track natürlich nicht vorhanden. Neben der originalen Kinosynchronisation (Eastwoods deutsche Stimme von Klaus Kindlers ist hier bereits dabei, während Synchronpapst Rainer Brandt bereits den Bösewicht Ramon Rojo geben durfte.) ist jetzt nun auch die Wiederaufführungs-Synchronisation von Rainer Brandt zusätzlich auswählbar!
Ebenfalls sind auch die englische Originaltonspur und ein neuer DD5.1-Upmix in Englisch vorhanden. Letzterer besticht vor allem durch die viel stärker in den Surroundkanälen aktive Musik. Eine gelungene Aufbereitung des alten Materials.

EXTRAS

Auf der Blu-ray von "Für eine Handvoll Dollar" befinden sich (fast) die kompletten Extras der alten DVD-Special Edition, die noch um drei sehr nette Kleinigkeiten ergänzt wurden: wie bereits in der Sound-Abteilung erwähnt wurde, ist hier endlich auch die zweite Synchronfassung von Rainer Brandt vorhanden, ein neues Interview (ca. 13 Min.) mit dem grande maestro Ennio Morricone wirft ein erhellendes Licht die Entstehung der Filmmusik und sein Verhältnis zu Sergio Leone und es gibt weitere Set-Vergleiche von damals zu heute mit jeweils einem kleinen Kommentar eines italienischen Filmgelehrten.

Der Film wird auch auf der Blu-ray von einem Audiokommentar von Leone-Biograph Sir Christopher Frayling begleitet. Sehr ausführlich verbindet der Kenner wieder einmal scharfsinnige Filmanalyse mit zahlreichen Anekdoten, die er über die Jahre von Leones Kollaborateuren und Freunden in Interviews erfahren hat. Von kleinsten Kleinigkeiten, wie besonderen Drehorten oder Problemen am Set, bis zu bildgenauen Interpretationen und Hinweisen auf die verschiedenen Zensurmaßnahmen, die der Film erleiden musste, pflastert Frayling seine Zuhörer in einem Non-Stop-Stakkato mit genialem Infotainment über den Film und seine Macher zu, ohne dabei in eine langweiligen Aufzählungsmodus zu geraten. Ein sehr guter Track, den sich niemand entgehen lassen sollte.

Wer sich den Audiokommentar von Sir Christopher Frayling sparen möchte, bekommt mit “Ein Held neuer Art” quasi eine 20-minütige Zusammenfassung seiner Ausführungen präsentiert. Hier spricht Frayling nochmals über den Film und wiederholt natürlich die wichtigsten Fakten und Histörchen, auf die er im Kommentar noch präziser eingeht. “Für ein paar Wochen in Spanien” ist ein Ausschnitt aus einem längeren Clint Eastwood Interview, in dem er über seine Zusammenarbeit mit Sergio Leone erinnert. Der Ausschnitt behandelt natürlich speziell die Erfahrung von “Für eine Handvoll Dollar”. Mit nur knappen acht Minuten Laufzeit, in denen sich Eastwood sehr amüsiert an die kleinen Gaunereien während des Drehs erinnert, wünschte man sich allerdings ein wenig mehr Info. Aber acht Minuten Eastwood sind immerhin besser als Null! Ebenfalls viel zu kurze zehn Minuten läuft “Tre Voci”, in dem drei Freunde Leones (Produzent Alberto Grimaldi, Drehbuchautor Sergio Donati und Mickey Knox, der englische Synchro-Experte Italiens) sich ebenfalls an ihre Zusammenarbeit mit Leone erinnern und einige kuriose Anekdoten zu berichten haben. Ausgewechselt wurde die “Restauration Italien Style”, in der MGM-Filmarchivar und -Restaurator John Kirk über seine Arbeit an der Wiederherstellung von “Für eine Handvoll Dollar” berichtete, da es sich bei der vorliegenden Version um eine neue Restauration handelt!. Diese wird in einem eigenen Segment mit dem Titel "Restauration" mit Texttafeln und Bildvergleichen unter die Lupe genommen (ca. 17 Min.). Hier lässt sich das sehr unterschiedliche Material und die Ergebnisse der Restaurationsarbeit gut erkennen.

Der “Drehortevergleich” von damals zu heute ist ebenfalls wieder hübsch gelungen. Tragisch: von den einstigen Sets ist natürlich kaum noch etwas zu sehen. Dennoch ist das Haus von Marisol, in dem Eastwood einen Gauner mit der Machete aufspießt, immer noch ein echtes Wohnhaus! Eine echte Rarität ist der für das amerikanische Fernsehen in den 70-ern produzierte Prolog zu “Für eine Handvoll Dollar” von Monte Hellman, der in der Sektion “Die US-TV-Fassung” zu finden ist. Sowohl Hellman als auch der Fan, der damals den einmalig ausgestrahlten und bis heute verschwundenen Prolog aufgenommen hat, kommen in diesem Segment zusätzlich zu Wort. Um Clint Eastwoods Charakter eine Motivation zu geben, erhält er (von einem namenlosen Schauspieler gedoubelt!) von Harry Dean Stanton (neben Cheech und Chongs “Viel Rauch um Nichts” ein weiteres verschollenes Cameo von Stanton!!!) den Auftrag, die Stadt San Miguel von den Verbrecherbanden zu befreien. Gewalt ist eben doch nur gut, wenn der Staat den Auftrag zur Ausübung erteilt! Abschließend gibt’s noch diverse Trailer (einschließlich der deutschen Originaltrailer, in dem Clint Eastwoods namenloser Reiter "Texas Joe" genannt wird!) und diverse Radiospots im Extramaterial zu finden.

FAZIT

Mit der Blu-ray von "Für eine Handvoll Dollar" wird das Versprechen eingelöst, welches die alte DVD noch nicht halten konnte: das Bildmaterial wurde für den HD-Transfer noch einmal extensiv bearbeitet und auch die fehlenden Extras, einschließlich beider Synchronfassungen, wurden nachgelegt. Pflichtkauf und ein würdiges Upgrade zur DVD!



Kay Pinno