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REVIEWS



Warriors of the Rainbow   

Warriors of the Rainbow
    
Original: Sàidékè balái   (Taiwan, 2012)
Laufzeit: 154 Min. (PAL)
Studio: Senator HE
Regie: Wei Te-Sheng
Darsteller: Ching-Tai Lin, Masanobu Ando, Landy Wen, Irene Luo, Vivian Hsu
Format: 2.35:1 Widescreen (16:9)
Ton: DD 5.1 Deutsch, Seedeq / Taiwanesisch
Untertitel: Deutsch
Extras: ---
Preis: ca. 12 Euro
Wertung: 2 / 2 / 5 (Bild/Ton/Extras)


"Sind Widerstandkämpfer automatisch Helden?"

Das ist mutig. Ohne chinesische Gelder oder Investoren aus Hongkong hat man auf Taiwan 25 Millionen Dollar zusammengespart, um den teuersten - rein - taiwanesischen Film aller Zeiten auf die Leinwand bannen zu können - und dann wurde, zumindest zu einem nicht unerheblichen Teil in einer Sprache gedreht, die nur wenige Tausend Menschen sprechen. Seediq heißt sie.
Seediq ist auch der Name eines Ureinwohnervolkes von Taiwan, das schon lange auf der Insel lebte, bevor die ersten Chinesen kamen (das Gros der heutigen Einwohner Taiwans sind Nachkommen chinesischer Nationalisten, die 1949 vor den Kommunisten auf die Insel flüchteten, weitere Informationen, die nicht ganz unwichtig sind, um der Geschichte lückenlos folgen zu können, lassen sich problemlos auf Wikipedia abfragen).

"Warriors of the Rainbow" berichtet von einem historischen Ereignis, das wahrscheinlich sogar auf Taiwan heute kaum mehr als eine Fußnote der Geschichte darstellt. Nach dem Ende des Ersten Chinesisch-Japanischen Krieges 1895 musste China die Insel Formosa (Taiwan) an Japan abtreten. Japan begann unter anderem mit einer ausgefeilten Holzwirtschaft. Um möglichst viel Geld mit möglichst wenig Aufwand zu erwirtschten, beuteten die Japaner vor allem die Ureinwohner aus, waren diese in ihren Augen doch eh nur Barbaren. Auch die Seediq waren von dieser Ausbeutung betroffen.

Zum Film: Anführer eines Seediq-Stammes ist Mona Rudao, ein geachteter, aber in die Jahre gekommener Krieger, der auf den ersten Blick Frieden mit den Japanern geschlossen hat. Zwar war er als junger Mann ein mutiger Krieger, doch er hat einen Friedensvertrag mit den Japanern unterzeichnet, an den er sich hält, auch wenn er sich keinesfalls unterwürfig zeigt. Mona Rudao vertritt seine Meinung aufrecht - aber er hält sich eben auch an den von ihm unterzeichneten Friedensvertrag.
Als junge Männer seines Stammes aber einen Angriff auf ein japanisches Sportfest planen, da hält er sie keinesfalls von ihrem Vorhaben ab. Mehr noch als das: Lange hat darauf gewartet, dass die Wut der jungen Männer in den Willen zum Kampf umschlägt. Wütend über die Schickanierung durch die japanischen Besatzer, wollen die jungen Männer in den Krieg ziehen - und Mona Rudao lässt sie nicht nur ziehen, er setzt sich an die Spitze ihrer Bewegung und zieht in einen Schattenkrieg gegen die Japaner.

„Warriors of the Rainbow“ wird auch „Braveheart“ Taiwans genannt. Nicht zu Unrecht. Die Schlachtszenen sind teils erstaunlich, der Gewaltgehalt teils unerträglich. Aber, und das ist das große Verdienst von Produzent John Woo: Der Film verherrlicht die Seediq nicht. Er zeigt die Seediq nicht als ein friedliches Bergvölkchen, das sich nur gegen ungerechte Besatzer aufschwingt. Ja, sie sind Opfer der japanischen Besatzungspolitik. Doch zeigt "Warriors of the Rainbow" gleichzeitig eine Kultur, die ihrerseits auf Gewalt basiert. Eine Kultur, deren Rituale, deren Kodex, deren gesamte Struktur auf den Kampf ausgerichtet ist. Und so werden die Seediq selbst zu Tätern, die keine Gnade für Frauen und Kinder kennen. Feind ist Feind. Egal, wie alt, egal, welchen Geschlechts. Ja sogar ein latenter Hass auf alles Fremde ist in den Taten der Seediq zu erkennen, die entgegen Mona Rudaos strikten Anweisungen beim ersten Angriff auch auf Chinesen Jagd machen, obschon diese explizit nicht ihre Feinde sind. Diese Darstellung sorgte denn auch bei Seediq und anderen Ur-Völkern Taiwans nach der Premiere ür teils scharfe Proteste.

Bedauerlicherweise ist die in Deutschland erschienene Fassung um sagenhafte zwei Stunden (!) gekürzt. In Taiwan lief die Geschichte der Seediq in zwei Teilen im Kino. Nun hat John Woo für den internationalen Markt allerdings eine sehenswerte Fassung montiert, die wirklich eine starke Geschichte zu erzählen hat und nicht, wie in vielen anderen Fällen, nur noch eine lose Folge von Ideen präsentiert. Allerdings gibt es am Rande einige Figuren, die die Kürzungen offenbaren. Da ist etwa ein Seediq-Häuptling, der sich dem Kampf gegen die Japaner verweigert und schließlich gegen das eigene Volk in den Krieg zieht. Da ist ein junger japanischer Offizier, der unter eben diesen Seediq lebt und immer wieder kommentierend auftritt, aber doch nur eine Randfigur bleibt. Oder da sind zwei Seediq, die unter den Japanern leben. Sie alle schreien förmlich nach einer ausführlicheren Charakterisierung, die jedoch nicht stattfindet. Zumindest nicht in dieser Fassung. Die Essence des Filmes wird durch die Auslassungen nicht getrübt. Bedauerlich sind sie trotzdem.

BILD

Warriors of the Rainbow

Da gibt es nichts zu meckern. Der Film spielt fast ausschließlich im Tageslicht und dann meist in Wäldern. Da kommt es immer wieder zu plötzlichen Lichtwechseln, die jedoch im Transfer hervorragend umgesetzt wurden. Keine Blockbildungen, keine sonstigen Fehlerchen trüben ein ansehnliches Gesamtergebnis. Ein bisschen mehr Kontrast hätte hier und da sein können. Aber das sind Nuancen.

TON

Warriors of the Rainbow

Der ist sehr klar ausgesteuert, auch in der deutschen Version. Da gibt es, wie beim Bildtransfer, nicht viel zu kritisieren. Größere Soundeffekte wirken manchmal ein bisschen dumpft, sie hätten vielleicht noch einen Tick mehr Aussteuerung vertragen, aber auch in diesem Fall gilt, das sind Nuancen, die das Gesamtbild nicht sonderlich beeinträchtigen.


EXTRAS

Öhm, das ist überraschend, denn da gibt es auf diesem Silberling tatsächlich nichts, was der Erwähnung wert wäre. Der teuerste Film Taiwans aller Zeiten, produziert von John Woo - und dann gibt es nichts, was über den reinen Film hinaus geht? Also, das irritiert....

FAZIT

"Warriors of the Rainbow" ist eine nicht immer leicht verdauliche Kost. Die Helden tragen keine glänzenden Rüstungen, ja sie als Helden bezeichnen zu wollen, spottet dem Begriff; der Gewaltanteil ist teils unterträglich, die Story jedoch kraftvoll und die Inszenierung vorzüglich. Unbedingt angucken, trotz der heftigen Kürzungen.



Christian Lukas